Kerstin WagnerAktuelles, Judo

BCK nach 20 Jahren wieder erstklassig

Am 24.09.16 fand der vierte und letzte Kampftag der 2. Bundesliga Süd (Damen) im Dojo des Budo-Club Karlsruhe (BCK) statt.

Der BCK stand vor Beginn des Kampftages auf Platz 2 hinter dem fränkischen TSV Altenfurt, der seinerseits eine Stunde früher in Bad Homburg (gegen den 4.-Platzierten Bad Homburg und 3.-Platzierten KSV Esslingen) kämpfte. Das Motto des BCK-Plakats „Bald schon 1. Liga?“ gab das Ziel, und wie sich später herausstellen sollte, auch die Richtung vor. Noch bevor in der „Alten Reithalle“ ein Kampf gemacht wurde, kam aus Bad Homburg die Nachricht, dass Altenfurt verloren hatte und dem BCK damit drei Punkte zum Aufstieg reichen sollten.

Zunächst traten die beiden Gastmannschaften gegeneinander an: Der Tabellensiebte aus dem thüringischen Weimar schlug den Tabellenfünften aus dem sächsischen Chemnitz überraschend deutlich mit 6:1.

Der BCK mit Trainerin Nathalie Rouviere trat im zweiten Duell des Abends gegen den PSV Weimar an.

Bis 78kg ging Isabel Ludwig nach anderthalbjähriger Verletzungspause zunächst mit einer starken Yuko-Wertung (mittlere Wertung) durch O-goshi (Hüftwurf) gegen Madlen Östereich in Führung, was ihre Gegnerin kurze Zeit später ausgleichen konnte. Im weiteren Kampfverlauf gelang der Weimarerin noch ein Waza-ari (hohe Wertung), die somit Weimar mit 1:0 in Führung brachte.

Im zweiten Kampf trat Jessica Grether bis 57 kg gegen die zuvor siegreiche Frederike Fiedel an. Jessica kämpfte bissig und routiniert, konnte ihrer Gegnerin 3 Strafen aufdrücken und den Kampf damit für sich entscheiden – 1:1.

Bis 63 kg beherrschte Julia Starke ihre Gegnerin Svenja Liermann und gewann mit Waza-ari und Yuko, womit sie den BCK mit 2:1 in Führung brachte.

Im vierten Kampf rückte Johanna Schumann eine Gewichtsklasse auf und stand im Schwergewicht +78kg gegen die körperlich überlegene Sabine Bonitz auf verlorenem Posten – 2:2.

Bis 52kg kämpfte Eigengewächs Lara Kränkel souverän und konnte durch zwei Waza-ari Wertungen (u.a Tai-otoshi) vorzeitig gewinnen und brachte den BCK mit 3:2 in Führung.

Nun fehlte noch ein Punkt aus zwei verbleibenden Kämpfen zum Sieg. Melanie Gallmeier gestaltete ihren Kampf gegen Jasmine Seifert lange ausgeglichen und musste kurz vor Ende eine unglückliche Strafe einstecken, die schließlich zu einem Zwischenstand von 3:3, Unterbewertung 18:18, führte.

Im letzten Durchgang des Mannschaftskampf stand Michaela Krämer (BCK) der Weimarerin Natalie Schauseil gegenüber. Auch nach spannenden 4 Minuten gab es weder Wertung noch Strafen, so dass sich die Mannschaften mit 3:3 trennten.

Mittlerweile waren die Kämpfe in Bad Homburg beendet und es war klar, dass der BCK nur mit einem Sieg in die erste Liga aufsteigen konnte: Altenfurt verlor doppelt (10:6 Punkte) , Bad Homburg hatte ebenfalls 10:6 Punkte und Esslingen war mit 12:4 Punkten (jedoch mit besserem Einzelkampfverhältnis) der letzte Konkurrent des BCK.

Im letzten Duell des Abends standen sich der BCK und der Chemnitzer PSV gegenüber.

Den Auftaktkampf bis 78kg gewann Isabel Ludwig mit einem krachenden Tani-otoshi gegen Isabell Gräbner. 1:0.

Bis 57 kg spulte Eigengewächs Xenia Coban ein Feuerwerk an Techniken ab und gewann nach zwei Yukos, einem Waza-ari schließlich mit Ippon gegen Verana Pfeffer- 2:0.

Im dritten Kampf der Begegnung rückte Jessica Grether eine Gewichtsklasse bis 63kg hoch und gewann gegen Anja Puschmann durch eine Yuko-Wertung für Seoi-nage (Schulterwurf). Durch dieses 3:0 trennte den BCK noch ein Sieg vom Aufstieg in die ersten Bundesliga.

Nun war es an Johanna Schumann +78kg, den Sack zuzumachen. Diese Chance ließ sie sich nicht entgehen und siegte vorzeitig durch zwei Waza-ari-Wertungen – 4:0. Der Sieg war dem BCK dadurch nicht mehr zu nehmen, was gleichbedeutend mit der Zweitligameisterschaft und dem Aufstieg in die erste Liga war.

Lara Kränkel ließ die Feierlaune nicht abreißen und gewann ihren Kampf bis 52kg souverän mit Ippon gegen Linda Zeippert. Zwischenstand 5:0.

Melanie Gallmeier machte bis 48kg nahtlos dort weiter, wo ihre Mannschaftskameradinnen aufgehört haben. Sie gewann durch eine herrliche Würgetechnik gegen Pauline Conrad vorzeitig und sicherte das 6:0.

Liane Heinz trat im letzten Kampf bis 70kg gegen Franziska Bornstädt an. Nachdem sie Waza-ari in Rückstand gingt, konnte sie mit einer Yuko-Wertung für Uchi-mata (Innenschenkelwurf) verkürzen. Der Weimarerin gelang jedoch noch eine Waza-ari-Wertung, so dass der Mannschaftskampf mit 6:1 endete.

Um 20:30 Uhr stand der BCK damit mit 13:3 Punkten auf Platz 1 der 2. Bundesliga Süd der Damen.

Im Anschluss an diesen Mannschaftssieg feierten die BCK-Athletinnen mit Ihrer Trainerin Nathalie Rouviere ausgelassen den Aufstieg in die erste Bundesliga, aus der sich der BCK im Jahr 1996 aus Protest gegen das Bossmann-Urteil freiwillig zurückzog. Die ersten Gratulanten waren der Karlsruher Sportbürgermeister Martin Lenz, der keinen Heimkampf des BCK verpasste, sowie Andreas Ramin, Vorsitzender des Sportkreis Karlsruhe. Eine weitere prominente Zuschauerin an diesem denkwürdigen Abend war die Olympia-10. (58 kg) von Rio im Gewichtheben, Sabine Kusterer, die als Kind eine erfolgreiche Judo-Sportlerin war, bevor sie sich aufs Gewichtheben konzentrierte.

In der ersten Bundesliga können sich die BCK-Zuschauer nicht nur auf ein höheres Niveau, sondern auch auf einen zuschauerfreundlicheren Modus freuen. Statt des ökonomisch sinnvollen „Dreier-Modus“, d.h. zwei Gastmannschaften und eine Heimmannschaft mit dem zumeist wenig beachteten Auftaktkampf der Gästemannschaften, gibt es in der Bundesliga den attraktiveren Modus aus Hin- und Rückkampf an einem Tag. Das bedeutet, dass es nur eine Gegnermannschaft gibt, gegen die in 2 Durchgängen in je 7 Gewichtsklassen gekämpft wird. In der zweiten Begegnung müssen dabei beide Mannschaften drei ihrer Kämpferinnen austauschen, so dass das taktierende Aufstellen der Mannschaften von entscheidender Bedeutung ist.

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Zusammenfassung:
PSV Weimar – Chemnitzer PSV 6:1
BCK – PSV Weimar 3:3
BCK – Chemnitzer PSV 6:1

Abschlusstabelle:
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Text: Heiko Mandel
Fotos: Nicole Saam, Kerstin Wagner