Am vergangenen Wochenende fand in Duisburg der 17. Internationale Sparda-Cup statt, der gleichzeitig als DJB-Sichtungsturnier fungiert. Entsprechend hoch war das diesjährige Kampfniveau, als sich die Kaderathleten der deutschen Bundesländer gegen die Athleten aus dem europäischen Umland – allen voran natürlich die direkten Nachbarn Belgien, Holland und Frankreich – auf der Matte trafen. Vom badischen Judoverband waren insgesamt nur 4 Kämpfer gemeldet, darunter Robin Mohr und Daniel Reimer vom BC Karlsruhe.
Insbesondere die mittleren Gewichtsklassen waren extrem stark vertreten und so standen in der 50kg-Klasse unglaubliche 48 Judoka auf der Waage, was das Turnier wegen der resultierend hohen Anzahl an Zweikämpfen auch zu einer physischen Bewährungsprobe werden lies. In der 46kg-Gewichtsklasse von Daniel Reimer waren 36 Kämpfer am Start und durch eine unglückliche Losung musste der Karlsruher gleich in der ersten Begegnung gegen einen starken Kontrahenten aus Hessen antreten. Reimer unterlag mit einer Wazari-Wertung und hatte den beschwerlichen Weg über die Trostrunde vor sich. Nach einem gewonnen Fight war jedoch durch die Niederlage gegen einen Kämpfer aus den Niederlanden für Daniel Reimer in diesem Jahr das Turnier schon viel zu früh zu Ende.
Robin Mohr konnte bereits in den ersten Kämpfen seine Leistungen voll abrufen, wobei speziell die Kämpfer aus Bayern und Hessen ihm die volle Kampfzeit von vier Minuten abverlangten. Im Achtelfinale dann der bis dahin schwierigste Fight, in dem der Bühlertäler jedoch eine Wazari-Führung für einen Gegendreh-Wurf herausarbeiten konnte.Dennoch konnte es sich Robin Mohr nicht erlauben nachzulassen und wenige Sekunden vor Kampfzeitende gelang ihm nach unermüdlichem Einsatz eine zweite Wazari-Wertung und damit doch noch der Ipponsieg.
Nach unglücklich kurzer Kampfpause musste der Badner im Halbfinale gegen einen bisher noch relativ wenig angestrengten Favoriten aus Brandenburg antreten. Der Kontrahent hatte durch glückliche Losung und überlegene, kurze Zweikämpfe noch genügend Energie parat, um nach einer Minute mit einem trickreich geschraubten Schulterwurf ein Wazari-Vorsprung gegen den Karlsruhe-Kämpfer zu erreichen. Doch Robin Mohr mobilisierte seine letzten Kraftreserven und schaffte per Innenschenkelwurf tatsächlich den Ausgleich. In der verbleibenden Kampfzeit gingen beide Kämpfer volles Risiko und so wechselten sich die Wurfattacken blitzschnell ab. Just als Robin Mohr eine Außensichel ansetzen wollte, drehte der Brandenburger in die Gegenrichtung ein und konnte damit diese Position des Bühlertälers optimal ausnutzen, um eine weitere Wazari-Wertung und damit den Kampfsieg zu erhalten.
Für den BCK-Kämpfer war dennoch damit der fünfte Platz bereits sicher und so galt der zuletzt kommende Kampf um Platz 3 quasi als Kür.
Die Energiedepots des Badners waren gnadenlos leergeräumt und entsprechend lautete die Kampfstrategie „alles oder nichts“, sprich Robin Mohr musste versuchen relativ frühzeitig den Kampf für sich zu entscheiden. Der Gegner russischer Nationalität hatte jedoch ähnliche Pläne und war für seine spezielle Grifftechnik und die damit erzielten Siege gefürchtet. Unerschrocken trat der Karlsruhe-Kämpfer an den größeren Gegner heran und konnte diesen nach knapp einer Minute mit einer großen Hüfttechnik lehrbuchmäßig auf die Matte befördern. Zu vorzeitig waren nicht nur der Kommentator am Mikrofon, sondern auch Betreuer und Zuschauer mit ihrem Jubel, denn die gegebene Punktwertung wurde nach kurzer Kampfrichter-Diskussion wieder zurückgenommen, da die Technik wohl wenige Zentimeter außerhalb des Mattenrandes angesetzt wurde. Die beiden unerbittlich agierenden Kämpfer hatten bis dato also nicht nur keine Wertung, sondern auch keine Reserven mehr. Mit letzter Kraft haute Robin Mohr schließlich nochmals einen Tai-Otoshi raus und konnte damit diesen letzten Fight nach unendlich lang scheinenden vier Minuten tatsächlich für sich entscheiden. Mit diesem spannenden und dramatischen kleinen Finalkampf holte sich Robin Mohr schließlich verdient die Bronzemedaille in einem schwierigen Umfeld, in dem die übrigen Baden-Kämpfer leider keine Platzierung erreichen konnten.
Autor: Carsten Mohr