Olympiasieger Frank Wieneke coacht Judoka des BC Karlsruhe
Karlsruhe. Frank Wieneke ist einer der erfolgreichsten deutschen Judoka. Der mittlerweile 62-Jährige wurde unter anderem Sieger bei den Olympischen Spielen 1984 in Los Angeles und Zweiter bei Olympia 1988 in Seoul, jeweils im Halbmittelgewicht. Darüber hinaus wurde er siebenmal internationaler beziehungsweise deutscher Meister, einmal Europameister und zweimal Vize-Europameister. Wieneke war während seiner aktiven Kämpferlaufbahn von 1979 bis 1992 Mitglied der deutschen Nationalmannschaft. Von 2001 bis 2008 war er Bundestrainer und führte Ole Bischof als Trainer zur Goldmedaille bei den Olympischen Spielen in Peking. Heute ist er Studiengangsleiter an der Trainerakademie Köln und war jüngst beim Budo-Club Karlsruhe (BCK) zu Gast. Dort hielt er nicht nur einen Lehrgang ab, sondern beantwortete auch einige Fragen.
Einer der erfolgreichsten deutschen Judoka ist zu Gast in Karlsruhe. Wie kommt’s?
Wieneke: Ich kenne Dimitrios Margonis, der ja beim BCK im Trainerbereich arbeitet. Wir haben uns schon des Öfteren bei Lehrgängen getroffen und verstehen uns gut. Er hat mich gefragt, ob ich nicht mal einen Lehrgang hier machen möchte. Das fand ich eine gute Idee und so freue ich mich, hier zu sein. In einem Verein, in dem sehr gute Nachwuchsarbeit geleistet wird, wie ich weiß. Übrigens, schon das zweite Mal. 2018 war ich schon mal hier, was mir aber gar nicht mehr so bewusst war. Aber die Halle hatte ich noch in Erinnerung.
Sie waren ein sehr erfolgreicher Judoka. Wie sind Sie zum Judo gekommen?
Wieneke: Ich war ein Einzelkind. Mein Vater meinte, dass ich schauen solle, mal irgendwo in einen Sportverein zu gehen. Ich hatte dann ein paar Freunde, die waren zufällig im Judo. Und so bin ich mit und habe mit Judo begonnen. Da war ich acht. Das hat mir auch deshalb gepasst, weil ich etwas machen wollte, wofür nur ich verantwortlich bin. Für Erfolg und Misserfolg. Das war der Kampfsport.
Was ist aus Ihrer Sicht das Besondere am Judo?
Wieneke: Judo war die Sportart, die mich auch in meiner Persönlichkeit geprägt hat. Denn im Judo wie überhaupt in den Zweikampfsportarten ist das Sportgerät der Gegner. Und damit muss man – im Sinne des Fair Play – pfleglich umgehen. Man lernt Respekt und Disziplin, alles Dinge, die überall gelten sollten.
Sie waren zudem auch äußerst erfolgreich. 1984 wurden Sie in Los Angeles Olympiasieger. Sozusagen ohne Vorwarnung als relativ unbeschriebenes Blatt. Was hat dieser Erfolg mit Ihnen gemacht?
Wieneke: Ja, das ist richtig. In Los Angeles hatte mich niemand auf der Rechnung. Auch für mich war das ein absolut überwältigendes Erlebnis. Es geht nichts über den ersten Platz. Ich habe vier Jahre später in Seoul noch die Silbermedaille gewonnen. Das war auch ein schöner Erfolg, aber es geht darum, ganz oben zu stehen. Das ist für mich Erfolg.
Das sind allerdings ziemliche Ansprüche …
Wieneke: Ja, aber man darf sich nicht damit bescheiden, wenn man bei Olympischen Spielen oder anderen Meisterschaften ins Halbfinale kommt und das schon als Erfolg wertet, weil man eine Medaille sicher hat. Das ist zwar schön, aber dann lässt man vielleicht im Finale gerade in diesem Punkt etwas nach und wird vor lauter Freude halt nur Zweiter, ohne dies jetzt als Misserfolg zu werten. Ich war mit meinem zweiten Platz in Seoul nicht zufrieden, auch wenn ich ein tolles Turnier gekämpft habe. Und das versuche ich auch immer zu vermitteln. Auch in meiner Tätigkeit in der Akademie oder wie hier zu Beginn des Lehrgangs.
Das Gespräch führte Harald LinderFrüher besiegte Frank Wieneke (oben) fast alle Gegner. Heute arbeitet der Judo-Olympiasieger an der Trainerakademie in Köln und war jüngst Gast in Karlsruhe. Foto: Jörg Blecker