Es ist das Judo-Highlight schlechthin: Der Doppelkampftag am 1. Juni, an dem sowohl die Frauen als auch die Männer des Budo-Clubs Karlsruhe (BCK) in der Judo- Bundesliga am Start sind. Auf den Matten in der „Alten Reithalle“ empfangen die Frauen in der Südwestgruppe den haushohen Favoriten JSV Speyer, der noch ungeschlagen ist und hoffen zumindest auf einen Achtungserfolg. „Da ist jeder gewonnene Einzelkampf ein Erfolg für junge Mannschaft“, sagt Kerstin Wagner, die unlängst bei der Mitgliederversammlung zur neuen Präsidentin des BCK gewählt wurde, nachdem Nicole Saam nach über 12 Jahren im Amt „in Zukunft kürzer treten will“, und nicht mehr kandidierte. Doch ganz vom Judo kann sie nicht lassen und fungiert zukünftig als „Bundesliga-Organisatorin“. Die Frauen sieht sie gegen Speyer ebenfalls in der klaren Außenseiterrolle und wünscht ihnen für den Kampf „das nötige Quäntchen Glück, das ihnen trotz einer tollen Teamleistung und vieler gewonener Einzelkämpfe bisher gefehlt hat“.
Anders dagegen die Situation bei den Männern. Diese wollen gegen den 1. JC Samurai Offenbach den zweiten Saisonsieg einfahren, auch wenn das“ keine leichte Aufgabe wird“, so Teamchef Daniel Reimer. „Das wird ein Kampf auf Augenhöhe, aber wir wollen ihn gewinnen“, sagt Reimer, der weitgehend auf seine Stammformation zurückgreifen kann. Zu dieser zählt mittlerweile auch der 17-jährige Loris Schleer, der am ersten Kampftag gegen Erlangen in der Klasse bis 60 Kilogramm seine Bundesligapremiere feierte und mit zwei Siegen zum Erfolg beitrug. „Ziemlich aufgeregt“ sei er gewesen, sagt er zu seinem Debüt, aber er rechtfertigte das Vertrauen seines Trainers mit zwei Siegen und begeisterte die Zuschauer durch sein mutiges Auftreten. Vor allem im Bodenkampf, den er schon in früher Jugend mit seinem Vater trainiert hat, spielte er seine Stärken aus.“Wir haben zuhause im Keller eine kleine Halle mit Matten ausgelegt. Da habe ich mit meinem Vater immer Bodenkampf trainiert und das hat sich ausgezahlt“, nennt der Youngster im Team von Daniel Reimer die Gründe für seine Vorliebe für den Bodenkampf. Am anderen Ende der Alters-und Gewichtspyramide steht mit Vladimir Gajic einer, der schon seit Jahren einer der zuverlässigsten Punktesammler im „Judogi“, dem Judoanzug des BCK ist. Der 33-jährige Serbe, der in der Klasse über 100 Kilogramm kämpft, ist aber nicht nur als Kämpfer auf der Judomatte aktiv. Seit kurzem gehört er dem Trainerstab des BCK an und betreut als U-18-Landestrainer auch die Athleten im Nachwuchsleistungszentrum am Olympiastützpunkt Heidelberg. An der Universität im serbischen Novi Sad hat er seine Ausbildung zum Berufstrainer im Judo absolviert und die internationale Coaching-Lizenz des Sambo Weltverbands erworben. Doch gegen Offenbach heißt es auch für ihn, zunächst zu punkten, um den erhofften Sieg einzufahren. Die Stimmung in der Truppe sei übrigens gut. „Alle sind heiß auf den Kampf gegen Offenbach“ geht Abteilungsleiter Faban Schley wie auch Daniel Reimer von einem engen Gefecht aus. „Dabei schätze ich Offenbach noch einen Tick stärker ein als Erlangen. Wir müssen alles in dei Waagschale werfen und brauchen dabei auch die Unterstützung der Zuschauer“, so Schley. Darauf setzt auch Kerstin Wagner. Mit den Zuschauern im Rücken traut auch sie den Männern einen Sieg über Offenbach zu. An einem Kampftag, den es in dieser Form bislang beim BCK noch nicht gab. „Ein Doppelkampftag mit zwei Mannschaften aus den Oberhaus der Judo-Bundesliga in einer olympischen Sportart so kurz vor den Spielen in Paris ist definitiv etwas ganz Besonderes“, freut sich Nicole Saam auf einen Tag mit Spitzenjudo in der „Alten Reuthalle“.
Text: Harald Linder / Badische Neueste Nachrichten