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In kurzen Hosen zum Erfolg

Karlsruher Sambo-Kämpferinnen bejubeln Edelmetall bei der Jugend-WM

Karlsruhe. Wenn Luise Mattisseck zum Sambo bittet, hat das nichts mit dem ähnlich klingenden südamerikanischen Gesellschaftstanz zu tun. Der heißt Samba und ist ein Bestandteil des Karnevals in Rio. Sambo dagegen ist ein dem Judo verwandter Kampfsport und wird voraussichtlich Bestandteil der World Games sein, die 2029 in Karlsruhe stattfinden sollen.

Mattisseck ist dann möglicherweise eine der Kämpferinnen, die Deutschland in dieser Sportart vertreten, in der im Gegensatz zum Judo in kurzen Hosen gekämpft wird. Bei den Jugend-Weltmeisterschaften im zyprischen Larnaca wurde die 17-jährige Schülerin des Budo-Clubs Karlsruhe (BCK) Vizeweltmeisterin in der Klasse bis 65 Kilogramm. Und das in einer Sportart, in der vor allem Athletinnen und Athleten aus dem Osten Europas und Asien dominieren. Die machen normalerweise die Medaillen unter sich aus.

Kein Wunder, ist Sambo doch in Russland Volkssport und auch in den ehemaligen Sowjetrepubliken ungeheuer populär. Inzwischen findet Sambo allerdings auch in Westeuropa immer mehr Anhänger, in Deutschland ist Karlsruhe eine Hochburg dieser Kampfform.

Wie stark die Karlsruher Sambo-Gruppe ist, zeigte sich jetzt bei der WM in Larnaca. „Mit drei Medaillen und zwei fünften Plätzen haben wir die bisher erfolgreichste Jugend-WM der deutschen Sambo-Geschichte und der Sambo-Gruppe im BCK absolviert“, sagt Fabian Schley. Der 43-Jährige ist Präsident des Deutschen Sambo Verbands sowie Bundestrainer für die Frauen. Und er bekleidet auch Funktionen innerhalb der Fédération Internationale de Sambo (FIAS). Schley hat Sambo beim BCK zu einem festen Bestandteil gemacht.

Für Jule Horn, die selbst schon auf dem Treppchen bei Junioren-Weltmeisterschaften stand, ist der Reiz beim Sambo beispielsweise, dass „es viel offener ist als Judo. Das betrifft insbesondere Griffe auch an die Beine. Außerdem ist ein Kampf erst beendet, wenn man eine bestimmte Punktzahl

erreicht hat. Selbst wenn man mal geworfen wurde, kann man diesen Rückstand wieder wettmachen“, sagt Horn. Als Europameisterinnen durften sich in den vergangenen letzten Jahren allerdings auch schon Lisa Oberföll und Salome Steinebrunner feiern lassen. Doch noch nie holten BCK-Samboists, so die offizielle Bezeichnung der Sambokämpferinnen, drei Medaillen bei einer Jugend-Weltmeisterschaft.

Neben Luise Mattisseck, die sich im Finale nur der Russin Elizaveta Bogordaeva beugen musste, die als neutrale Athletin unter dem FIAS-Label startete, kehrten auch Polina Minic (Jugend bis 72 Kilo) und Leonie Zeller (Junioren bis 54 Kilo) mit Medaillen zurück. Beide standen als Gewinnerinnen der Bronzemedaille auf dem Podium. Dieses verpasste die 18-jährige Isabelle Schühlein zweimal knapp, die in der Jugend- und in der Juniorenklasse (bis 59 Kilo) jeweils Fünfte wurde.

Harald Linder

 

Wurzeln in Fernost

Ursprung in Russland: Die Sportart Sambo kommt aus Russland, wo sie Bestandteil der militärischen Ausbildung war. Seine sportlichen Wurzeln hat die „Selbstverteidigung ohne Waffen“ im Judo und Jiu-Jitsu. Auch Elemente traditioneller Ringkampfkünste Europas und Zentralasiens gehören dazu. Erlaubt sind Würfe, die Fixierung des Gegners am Boden sowie Hebel auf Arme und Beine. Würgegriffe sind verboten.

Besondere Kleidung: Sambo-Kämpfer tragen in der Regel eine spezielle Jacke (Kurtka) sowie einen Gürtel und kurze Hosen in den Farben Rot und Blau. Dazu kommen noch leichte, meist aus Leder gefertigte Ringerschuhe.

Im WM-Halbfinale konnte Luise Mattisseck (blauer Anzug) ihre georgische Gegnerin Miriam Tchitchveishvili besiegen. Foto: FIAS