Wenn es noch eines Beweises bedurft hätte, dass Integration durch Sport gelingt, dann zeigt dies die heutige Veranstaltung“, geriet Karlsruhes Sportbürgermeister Martin Lenz beim Anblick der etwa 170 Jungs und Mädchen geradezu ins Schwärmen, die sich auf den Judomatten des Budo-Clubs Karlsruhe (BCK) tummelten. Sie alle waren zwischen sechs und elf Jahre alt, kamen von 30 Schulen aus dem Großraum Karlsruhe und der Stadt selbst, und haben jetzt am Karlsruher Kreisfinale Judo des Wettbewerbs „Jugend trainiert für Olympia“ teilgenommen.
„Mehr als die Hälfte der Kinder, die hier dabei sind, haben noch nie gekämpft“, sagt Nicole Saam, die Präsidentin des BCK, die mit dem etwas sperrigen Titel einer „Kreisbeauftragten Jugend trainiert für Olympia, Stadt Karlsruhe und Karlsruhe Land“ für diesen Wettbewerb zuständig war. „Es ist ein Anfänger-Wettbewerb“, betont sie. Die Kinder fangen demnach im Alter von sechs Jahren und dem weißgelben Gürtel an. Es gibt Sonderregelungen, weil der BCK auf der untersten Ebene beginnt. „Alle Teilnehmenden haben zwei Kämpfe über die Dauer von zwei Minuten nach den einfachsten Judoregeln. Das Ganze dient in erster Linie der Motivation. Deshalb erhalten auch alle eine Urkunde“, so Saam, die vor allem den integrativen Charakter dieser Veranstaltung betont.
So nahmen allein von der Gutenbergschule Karlsruhe und deren „Integration durch Sport“-Projekt etwa 70 Schülerinnen und Schüler aus 15 Nationen teil, die überwiegend aus Flüchtlingsfamilien kommen. An der Gutenbergschule werden sie in Vorbereitungsklassen unterrichtet, um nach zwei Jahren dann am Regelunterricht teilnehmen zu können. Der Sportunterricht dieser Vorbereitungsklassen findet im Budo-Club statt, wo lizenzierte Trainerinnen und Trainer die Kinder und Jugendlichen individuell und zugeschnitten betreuen.
Das Projekt will unter anderem Deutsch als Alltagssprache und soziale Werte vermitteln, aber auch das Selbstbewusstsein und das Selbstwertgefühl der Schüler steigern und deren persönlichen Ehrgeiz wecken. Gewaltprävention, Team- und Persönlichkeitsentwicklung oder das Erlernen von Disziplin sind ebenfalls Bestandteile des Programms. Ein Programm, das sehr gut angenommen wird, wie Filiz Avci, die zuständige Lehrerin an der Gutenbergschule, sagt.
Das Projekt, das vom Landessportverband Baden-Württemberg (LSV) ausgezeichnet wurde, gilt als echtes Erfolgsmodell. Neben der regelmäßigen Bewegung im Unterrichtsalltag wird auch der Teamgedanke der Klasse gesteigert, was sich positiv auf das Klassenklima auswirkt. Die Kinder der verschiedensten Nationen verabreden sich auch nach der Schule für das Judotraining. Freundschaften werden im Training geknüpft und es wird immer deutsch gesprochen. Ein Projekt, „das Mut macht, es weiterzuführen“, wie Saam sagt.
Nicole Saam konnte sich darüber hinaus als Kreisbeauftragte über ein gelungenes Kreisfinale freuen, das allen Beteiligten sehr viel Spaß gemacht hat und zeigte, was der Sport in Sachen Integration zu leisten imstande ist.
Text und Foto: Harald Linder / BNN