Fabian Schley machte sich schon Sorgen. „Hoffentlich haben die auch die deutsche Nationalhymne parat“, meinte der Sambo-Bundestrainer
der Frauen, nachdem Lisa Oberföll (Budo-Club Karlsruhe) überraschend die Goldmedaille bei den Sambo-Europameisterschaften im zyprischen
Limassol gewonnen und sich zur Europameisterin der Juniorinnen in der Klasse bis 65 Kilogramm gekrönt hatte.
Schleys Sorge war nicht unbegründet, denn noch nie in der Geschichte dieser Sportart hatte es in dieser von osteuropäischen Athletinnen und Athleten beherrschten Sportart einen deutschen Titelgewinner bei einer EM oder WM gegeben. Zumeist werden die Hymnen aus Russland oder anderer Staaten der ehemaligen Sowjetunion gespielt. Dort ist das dem Judo verwandte Sambo, bei dem allerdings auch Griffe an die Beine und Beinhebel erlaubt sind, Volkssport und strebt an, olympisch zu werden, zumal es in Russlands Präsidenten Waldimir Putin einen großen Fürsprecher gibt, der diesen Sport selbst ausübt. Doch die Organisatoren in Zypern hatten zu Schleys Beruhigung die passende Hymne parat und Oberföll konnte diese dann auf dem Siegerpodest genießen.
Die 19-Jährige, die beim BCK auch in der Judo-Mannschaft kämpft, gewann nach ihrem Auftaktsieg über Anastasia Gladcenico (Moldawien) auch gegen die starke Serbin Jelena Tasic und entthronte im Finale die Bulgarin Anna Manusheva, die bei der letzten EM, als Oberföll eine Bronzemedaille gewann, Europameisterin wurde. „Das ist unglaublich und ich finde noch gar keine Worte“, meinte sie nach ihrem Erfolg. Und als sie nach der Heimkehr am Flughafen Frankfurt von den Sambo-Freunden aus Heidenheim und dem Bundestrainer der Männer gebührend empfangen wurde, war ihr das fast ein bisschen unangenehm, „denn so ein Aufhebens um meine Person bin ich nicht gewohnt“, sagte sie. Das nächste sportliche Ziel für Oberföll ist jetzt die Junioren-WM im Oktober in Serbien.
Weniger erfolgreich war dagegen Jule Horn, die bei Frauen in der Klasse bis 59 Kilo auch als Medaillenkandidatin gehandelt wurde, doch schon in der ersten Runde an der Spanierin Jazmin Hammersley scheiterte.
Text: Harald Linder / Badische Neueste Nachrichten
Fotos: Fabian Schley