Lisa Oberföll vom Budo-Club Karlsruhe holt sich den Juniorinnen-Titel bei der Sambo-EM in der 65-Kilo-Klasse. Mit einer Goldmedaille im Juniorenbereich kehrt Lisa Oberföll vom Budo-Club Karlsruhe (BCK) von der Europameisterschaft im Sambo aus Limassol (Zypern) zurück. Sambo („Selbstverteidigung ohne Waffen“) hat seine Wurzeln im japanischen Judo/Jiu-Jitsu sowie in den traditionellen Kampf- und Ringerkünsten Europas und des Gebietes der ehemaligen Sowjetunion, wo Sambo Volkssport ist. In Deutschland wird Sambo nur von wenigen Vereinen betrieben, darunter dem Budo-Club Karlsruhe (BCK). Unser Mitarbeiter Harald Linder sprach mit Lisa Oberföll über den bislang größten Erfolg der 19-Jährigen und ihre weiteren Ziele.
Frau Oberföll, eine Goldmedaille im Sambo. Für Deutschland. Das hat es bisher noch nie gegeben. Sie haben dieses Kunststück fertig gebracht. Haben Sie damit gerechnet?
Oberföll: Nein, niemals. Ich wusste zwar, dass ich gut in Form war und habe vielleicht auf eine Medaille gehofft. Aber Gold? Damit hätte ich nie gerechnet.
Dabei ist Zypern für Sie ja kein schlechtes Pflaster. Vor zwei Jahren haben Sie hier schon einmal eine Bronzemedaille gewonnen.
Oberföll: Stimmt, aber das war noch bei den „Youth“, also im Jugendbereich und in einer anderen Gewichtsklasse. Bis 59 Kilogramm. Jetzt war es bei den Juniorinnen in der Klasse bis 65 Kilo und die Gegnerinnen hatten schon einiges vorzuweisen.
Wie beispielsweise ihre Kontrahentin im Finale, denn die Bulgarin Anna Manusheva war immerhin amtierende Europameisterin. War es der schwerste Kampf?
Oberföll: Ja, denn sie hat ja eine Menge Erfahrung. Aber ich war von Beginn an gut im Kampf und am Ende hat es gereicht. Auch die beiden anderen Kämpfe waren nicht einfach. Vor allem der in der zweiten Runde gegen Jelena Tasic aus Serbien. Doch als ich auch diesen Kampf gewonnen hatte, wollte ich auch den Titel.
Dann standen Sie auf dem Podium ganz oben und die deutsche Nationalhymne wurde für Sie gespielt. Das gab es bislang beim Sambo noch nie.
Oberföll: Ja, es war das erste Mal, dass im Sambo eine deutsche Athletin oder ein deutscher Athlet eine Goldmedaille gewinnen konnte. Das war ein tolles Gefühl und auch fast ein bisschen unwirklich, ganz oben zu stehen und die Hymne zu hören. Ich war sehr stolz, dass sie für mich gespielt wurde.
Wie sehen jetzt Ihre weiteren Pläne aus?
Oberföll: Beruflich möchte ich zunächst meine Ausbildung zur Lebensmitteltechnikerin abschließen. Und dann hoffe ich, dass ich auch mal wieder zum Wandern in Österreich komme.
Und sportlich?
Oberföll: Da ich ja der Judo-Mannschaft des BCK angehöre, freue ich mich auf die kommende Bundesliga-Saison, die hoffentlich wie geplant Mitte September beginnen kann. Im Sambo ist es die Weltmeisterschaft im Oktober in Serbien. Und im kommenden Jahr die European Games in Krakau.
Jetzt gibt es Bestrebungen, vor allem aus Russland, dass Sambo eine olympische Sportart wird. Können Sie sich das vorstellen?
Oberföll: Für die Olympischen Spiele 2024 in Paris glaube ich das nicht. Aber generell kann ich mir das vorstellen. In Russland und in Osteuropa ist Sambo Volkssport und wird dort auch entsprechend gefördert. Das beginnt schon in den Schulen. Und hat zudem in Russlands Präsidenten Wladimir Putin einen prominenten Fürsprecher. Vielleicht für die Spiele 2028.
Text: Harald Linder / BNN
Foto: FIAS