Ohne Ehrenamt würde unser Verein nicht funktionieren. Aber auch über die Vereins- und Landesebene hinaus lebt unser Sport von Ehrenamtlichen: Der nachfolgende Artikel gibt einen Eindruck vom Engagement des Juniorteam. Der Juniorteamler Marcel Sutter war selbst beim Jungendpokal in Frankfurt dabei und war in der Wettkampfleitung aktiv.
Der Deutsche Jugendpokal stärkt den Mannschaftsgedanken. Eine gute Sache auf der Matte, aber genauso daneben: Junge Engagierte wachsen dabei zusammen und leisten Großartiges. Ein Blick hinter die Kulissen
Freitag, 23. Juni 2017, zwölf Uhr mittags. Die Leichtathletikhalle im Sport- und Freizeitzentrum im Frankfurter Stadtteil Kalbach sieht nicht danach aus, als ob hier am Wochenende ein nationales Judoturnier über die Bühne gehen wird. Die Tartanbahn steht alleine im Mittelpunkt der Halle, die Sonne scheint durch die Fenster und der Sand neben der Weitsprunggrube glitzert. Eine verlassene Halle, die nach den letzten Bundesjugendspielen viele Wochen nicht mehr genutzt wurde. „Und hier soll der größte Mannschaftswettbewerb der U16 stattfinden?“, fragt man sich bei diesem Anblick.
Zehn Minuten später treffen die ersten Helfer ein. Engagierte Judokas und Sportler vom 1. Deutschen Judo Club (1. DJC) aus Frankfurt. Im Laufe der Zeit kommen weitere dazu. Unter der Leitung von Frank Doetsch, beim DJB-Koordinator für Jugend und Breitensport, werden Matten ausgelegt, Tische verschoben und das Siegerpodium aufgebaut. Nach und nach verändert sich die Halle.
Das DJB-Juniorteam ist mit 13 jungen Engagierten vor Ort. Sie sind ein eingespieltes Team und jeder hat seine Aufgaben. Die Technik spielt beim Aufbau eine entscheidende Rolle. Ohne laufende Bildschirme und Kameras funktioniert das Care-System der Kampfrichter nicht, ein fairer Wettkampf wäre unmöglich. Ein Juniorteam-Mitglied kümmert sich schon seit einigen Jahren gemeinsam mit Kampfrichter und DJB-Techniker Peter Binner um diesen Bereich. Wie viele Meter Kabel verlegt werden, lässt sich nur erahnen. Auftretende Probleme mit Anschlüssen oder fehlenden Stromquellen werden gelöst. Auch die Listenführung während des Wettkampfs wird von Juniorteamern unterstützt. Andere ehrenamtliche Jugendliche kümmern sich um die Einspielung der Musik, die Betreuung der Aktionsfläche und das Rahmenprogramm oder um den DJB-Jugendstand.
Vier Stunden nach dem Eintreffen der ersten Helfer ist die Halle nicht mehr wiederzuerkennen. Die Jugendabteilung des DJB hat gemeinsam mit dem DJBJuniorteam und dem 1. DJC aus Frankfurt eine ansprechende Wettkampfhalle gestaltet. Die fünf Wettkampfflächen in der Mitte der Halle strahlen und sorgen gemeinsam mit Judo-Werte-Aufstellern, dem Podium und weiteren Details für ein tolles Gesamtbild. Einer erfolgreichen Veranstaltung steht nichts mehr im Weg.
Die ersten Teams treffen ein
Um 17 Uhr stehen die ersten Mannschaften im Eingangsbereich der Halle und warten auf die Akkreditierung und das Wiegen. Der gesamte Akkreditierungsprozess wird von ehrenamtlichen Helfern unterstützt. Sie sorgen dafür, dass der Plan für die Mannschaften und Athleten aufgeht: trainieren, aufgerufen werden, wiegen, wieder trainieren. Kein Anstehen vor der Waage, kein langes Warten für die Jugendlichen bei der Akkreditierung. Bis zum Wiegen können sich die jungen Judokas Tipps von U21-Nationaltrainer Pedro Guedes holen. Er leitet das Eröffnungstraining am Freitagabend und ist begeistert von der großen Trainingsgruppe. Auch wenn während der Übungen Mannschaften die Tatami verlassen, ist ein relativ geordnetes Training möglich. Durch das Mikrofon gibt der Brasilianer Kommandos wie „concentration please“ oder „look at me“. Alle Augen sind auf ihn gerichtet.
Am Samstagmorgen treffen die letzten Mannschaften ein, bevor der Wettkampf beginnt. Akkreditieren, wiegen und los geht es. Schon während der ersten Kämpfe steigt der Puls am Mattenrand, die Mannschaftskameraden und -kameradinnen werden kräftig angefeuert. Darum geht es schließlich beim Deutschen Jugendpokal: Teamgeist. Mit dem Motto „fünf Judokas, ein Team, ein Verein“ startete dieser Wettbewerb vor drei Jahren. Das Motto gilt heute mehr denn je. Die jungen Kämpfer wachsen bei diesem Teamevent zusammen und erleben auf der Matte gemeinsam Höhen und Tiefen. Es wird gejubelt und geweint. Auch neben der Matte haben sie die Möglichkeit, bei der Team-Challenge zu zeigen, was Mannschaftsgeist ausmacht und wie man zusammenhält.
Mannschaftswettbewerbe haben im Judosport eine Zukunft und sind sowohl für die Kämpfer als auch für die Vereine und Zuschauer ein Segen. Es entstehen ungeahnte Emotionen, die Judokas kitzeln
auf der Tatami die letzten Prozent aus sich heraus und lernen, gemeinsam Erfolge zu feiern und mit Niederlagen umzugehen. Gefühle wie Freude, Traurigkeit, Leidenschaft oder Stolz lassen junge Menschen wachsen und transportieren Emotionen nach außen. Nicht ohne Grund wird es bei den Olympischen Spielen 2020 in Tokio erstmals einen Mannschaftswettbewerb geben. Und auch der DJB möchte langfristig an diesem Konzept festhalten.
Team auf und neben der Matte
Die ehrenamtlichen Helfer haben während der Veranstaltung viel zu tun. Die „Läufer“ versorgen die Wettkampfleitung mit den nötigen Informationen, an der Kamera wird dafür gesorgt, dass die richtigen Bilder bei den Kampfrichtern landen und die Informationsstände und das Rahmenprogramm müssen durchgängig betreut werden. Dies sind nur einige der anfallenden Aufgaben. Insgesamt waren an den Wettkampftagen 13 DJB-Juniorteamer und bis zu 20 freiwillige Helfer des 1. DJC in der Halle aktiv.
Die gemeinsame Arbeit und das Gefühl, etwas geschafft zu haben, vereinen die unterschiedlichsten Charaktere und schaffen so abseits der Matte einen Teamgedanken. Für eine Sache zu brennen, unterstützen zu wollen, auch Rückschläge einzustecken, gemeinsam Lösungen zu finden und letztendlich tolle Arbeit zu leisten und zu sehen, was man geschafft hat, ist der Motor des ehrenamtlichen Engagements. „Sportdeutschland“ und der Judosport sind angewiesen auf das Ehrenamt und die tollen Menschen, die dahinter stehen.
Bei einer Veranstaltung, bei der letztendlich alle Gewinner waren, haben sich bei den Mädchen die Kampfgemeinschaft TSV Großhadern/TV Lenggries und bei den Jungen der TH Eilbeck durchgesetzt und den Titel „Deutscher Jugendpokalsieger“ erkämpft.
Vielen Dank an das Judomagazin für den tollen Beitrag und die Erlaubnis zur Veröffentlichung.
Text und Bilder von Lino Hermanns (DJB)
Mit freundlicher Freigabe von Oliver Kauer-Berk (Redaktion Judo Magazin)
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